• Home
  • Archiv
    • Ausgabe 164
    • Ausgabe 163
    • Ausgabe 162
    • Ausgabe 161
    • Ausgabe 159
    • Downloads
  • Wir sind die Kármán!
    • Mitglieder
    • Mitmachen!
  • Werben
  • Kontakt
  • Impressum
  • Datenschutz
In „The Raven“ wird Poe nicht nur von einem Raben, sondern auch von seinen Gedanken gequält. (Foto: Thomas Bender). In „The Raven“ wird Poe nicht nur von einem Raben, sondern auch von seinen Gedanken gequält. (Foto: Thomas Bender).
07.

Aug 2018

Theater zum Fürchten

Rezension zu „Nightfall with Edgar Allan Poe“
geschrieben von  Alexander Heit
Publiziert in Online-Nachrichten
  • Kommentare: DISQUS_COMMENTS

Edgar Allan Poe gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Horrorliteratur und als Wegbereiter der modernen Kurzgeschichte. Aber verkraften seine unheimlichen Erzählungen auch den Sprung auf die Bühne? Die Theatergruppe „Actor’s Nausea“ hat sich dieser Frage gestellt und inszenierte im Juli gleich vier von Poes Kurzgeschichten. Wir berichten euch, wie viel Grusel die Besucherinnen und Besucher im Ludwig Forum erwartete.

 

Nur rund neunzig Minuten hatte die Gruppe Zeit, um die vier Episoden des Poeten auf der Bühne umzusetzen. Keine leichte Aufgabe, zumal die Besetzung des Stücks mit gerade mal sechs Schauspielerinnen und Schauspielern überschaubar ausfiel. Eine noch größere Herausforderung stellte die Kulisse dar: „Wir wollten ein einheitliches Setting und brauchten ein Bühnenbild, das schnell auf- und abzubauen war und keine großen Umbauten erforderte“, berichtet Eva Johanna Onkels, die seit knapp vier Jahren bei Actor's Nausea aktiv ist. Um die Umbaupausen zwischen den Stücken abzukürzen, sorgte die Darstellerin mit ihrer Geige für Atmosphäre – eine clevere Idee, die nicht nur zur Stimmung beitrug, sondern auch hervorragend zum düsteren Setting passte.

 

Hast du die Gruft richtig zugemacht?

Die Inszenierung, die auf dem Drehbuch des US-amerikanischen Drehbuchautors Eric Coble beruht, versetzt niemand anderen als Poe selbst in die Rolle seiner namenlosen Hauptfiguren. In „The Raven“, dem ersten der vier Stücke, trauert er um den Verlust seiner geliebten Lenore. Von seinen Gedanken und einem plötzlich auftauchenden, sprechenden Raben gequält muss Poe einsehen, dass er nie wieder glücklich werden wird. Ist der Auftakt mit dem stetig wiederholten „Nevermore!“ (zu deutsch „Nimmermehr!“) des Rabens noch am ehesten als unangenehm zu bezeichnen, so sorgt die Inszenierung von „The Fall of the House of Usher“ für einen handfesten Schockmoment. In diesem Stück besucht Poe seinen Jugendfreund Roderick und dessen schwerkranke Schwester Madeline. Nach dem Tod Madelines verschlechtert sich auch der Zustand von Roderick rapide – doch was hat es mit dessen immer stärker werdenden Schuldgefühlen auf sich? Und woher kommen eigentlich diese ständigen Geräusche? Die Erkenntnis ist nicht nur für den Bühnen-Poe, sondern ebenso für die Zuschauerinnen und Zuschauer schwer verdaulich.

 

Hör mal, wer da hämmert

Das dritte Stück, „The Pit and the Pendulum“, dreht sich um den Überlebenskampf eines Gefangenen der spanischen Inquisition. Dass Hintergründe und Figuren angesichts der Kürze der Inszenierung blass bleiben, fällt bei keinem der anderen der Stücke so stark auf wie bei diesem. Allerdings fällt es auch wenig ins Gewicht, denn Coble rückt den Überlebenskampf und die einhergehenden Gefühle stärker noch als Poe in den Fokus: Gefesselt zwischen einem langsam herabsinkenden, messerscharfen Pendel und einer Grube voller gefräßiger Ratten benötigt es Improvisationskünste eines MacGyvers, um heil aus der Sache herauszukommen. Das anschwellende Fiepen der hungrigen Nager löst dabei nicht nur bei Phobikern Gänsehaut aus.

 

Den Mord an einer alten Dame hat das letzte Stück, „The Tell-Tale Heart“, zum Thema. Der Monolog der Vorlage wird hierbei in ein szenisches Schauspiel verwandelt, das immer wieder durch Selbstgespräche des Mörders unterbrochen wird und von der Planung über die Umsetzung bis hin zum Geständnis der Tat führt. Berichtet der Protagonist anfangs noch völlig ungerührt von seiner Tat, so verliert er spätestens, als er glaubt, das Herz der Ermordeten wieder schlagen zu hören, den Verstand. Verrückt macht ihn das aber noch lange nicht – das schreit er zumindest am Ende. Nicht nur im letzten Stück machte der Einsatz der Schauspielerinnen und Schauspieler die Aufführung zu einem sehenswerten Erlebnis. Dass „The Tell-Tale Heart“ dabei nicht auf einen Schockeffekt wie etwa „The Fall of the House of Usher“ abzielt, liegt auf der Hand; dennoch verfehlt es seine Wirkung keineswegs und demonstriert eindrucksvoll den schmalen Grad zwischen Vernunft und Wahnsinn.

 

An Actor's Nausea kommen Fans englischsprachigen Theaters dementsprechend nach wie vor nicht vorbei. Wann es weitergeht, steht noch nicht fest, ebenso wenig wie das Genre des nächsten Stücks. Wir dürfen also gespannt sein, wohin die Reise geht.

Bildergalerie

Gelesen 241 mal
Artikel bewerten
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
(0 Stimmen)
Tweet
  • Social sharing:
  • Zu Facebook hinzufügen
  • Zu Delicious hinzufügen
  • Zu Digg hinzufügen
  • Zu StumbleUpon hinzufügen
  • Zu Technorati hinzufügen
  • Zu Reddit hinzufügen
  • Zu MySpace hinzufügen
  • Like this? Twitter es zu deinen Freunden
Alexander Heit

Alexander Heit

studiert Deutsch und Geschichte auf Lehramt und bloggte bereits ein Jahr für die RWTH. Für die Kármán schreibt er seit dem Sommersemester 2015 und berichtet dabei quer durch alle Ressorts.

Das Neueste von Alexander Heit

  • RWTHonline auf dem Prüfstand
  • Premiere mit Hindernissen
  • Kurz Notiert 164
  • Veranstaltungen 164
  • Mehr Geld für BAföG-Empfänger
Nach oben

Stummer Verkäufer

Der Stumme Verkäufer ist unser Zeitungsautomat, bei dem ihr euch kostenlos immer die aktuellste Kármán abholen könnt! Ihr findet den Automaten direkt am Audimax.

 

Copyright © Kármán Hochschulzeitung e.V. Creative Commons 2019 All rights reserved. Custom Design by Youjoomla.com
Online Nachrichten